Wären wir im Heise-Forum würde ich jetzt fragen ob denn schon Freitag ist, denn die Windows/Linux-Diskussion ist in etwa mit der Frage zu vergleichen: Welche Religion ist die Richtige?
Auch wenn noch nicht Freitag ist geb ich jetzt mal meinen Senf dazu:
Ich hab am letzten Wochenende mal das neue Ubuntu 7.10 getestet und tatsächlich kommt es ohne großen Konfigurationsaufwand aus. Auf meiner älteren Notebook-Plattform läuft eigentlich alles Out-of-The-Box, vom leidigen WLAN-Killswitch-Problem mal abgesehen. So gar Suspend-to-RAM funktionierte, und das ist für Linux-Verhältnisse ein ganz großer Schritt nach vorne.
Aber jetzt versetzten wir uns mal in die Person des Otto-Normal-Nutzers und beginnen Peripherie anzuschließen. Im meinen Fall wäre das ein Canon-i560 Tintenstrahldrucker, und da geht der Spaß schon los. Nun kann man sagen, es ist ja nicht das Problem von Linux, dass die Hersteller nicht Supporten, aber dem Otto-Normal-DAU ist das egal, er will wie immer die Hardware vom Grabbeltisch kaufen. Wenn er einen Scanner kauft, dann will er das Blödmarkt-Angebot kaufen, und nicht erst im SANE-Projekt nachschlagen, mit DVB-Sticks oder TV-Karten allgemein wollen wir mal gar nicht anfangen.
Und hier sehe ich das Problem, warum sich Linux aus meiner Sicht nie wirkliche Marktanteile im Desktop-Sektor erreichen wird: Die Hersteller produzieren keine Treiber ob des geringen Marktanteils und selbiger steigt nicht aufgrund der fehlenden Treiber. Das ist eine Spirale, die durch die Open-Source-"Taliban" unter den Linuxern leider eher noch beschleunigt werden wird, denn für viele vielleicht prinzipiell sogar Linux-Interessierte Hersteller sind Closed-Source-Treiber ala Windows ein marktlogisches Muss damit das eigene Gerät nicht nächste Woche als China-Klon in Peking auftaucht.
Im großen und ganzen würde der Community vielleicht mal ein bisschen mehr Ehrlichkeit zu Gute kommen. Hier weniger, aber im Heiseforum wird es immer wieder gerne so dargestellt, als sei Linux DAS Desktop-System, welches man ruhigen Gewissens auch Oma Erni und Onkel Rudi aufschwatzen könnte. Aber ich glaube, dass gerade meine obigen Beispiele oder auch An-Dr.Zej Probleme zeigen, dass da Erwartungen geschürt werden, die Linux (noch) nicht bedienen kann und sich viele User enttäuscht abwenden, was der Sache "Linux" im Endeffekt dann eher wieder schadet.
Im Endeffekt wäre es aus meiner unwissenden Sicht vielleicht besser dem Beispiel Apple im Groben zu folgen und unter der Flagge einer Distri, meinetwegen auch Canonical mit seinem Ubuntu, und eines Hardware-Herstellers eine zertifizierte Hardwarelinie "Made for Ubuntu" aufzuziehen. Dell und Ubuntu geht ja schon in die Richtung, aber mir fehlt da das passende Peripherie-Programm, für den Anfang z.B. Scanner, Drucker, DVB-T-Stick etc. Die Sachen sind dann aufeinander abgestimmt, laufen wirklich ohne große weitere Konfiguration und zeigen die selbe Leistung wie ein vergleichbares System unter Windows, z.B. in Fragen der Akkulaufzeit. Das ganze in ein nettes, vor mir aus auch etwas unkonventionelles Design, und die Sache würde mit Sicherheit auch Freunde außerhalb der Nerdgemeinde finden.
So, das ist meine bescheidende Meinung und der Ring mich zu zerreißen ist offen, ich kann das ab